Modetrends 2024
Von zeitlos schick bis super stylisch
Die aktuelle Männermode kommt dem erwachsenen, eleganten Mann von heute entgegen: tadellose Schnitte, minimalistische Eleganz, luxuriöse Stoffe und auffällige Farbdetails bei viel Schwarz dominierten die Kollektionen der Männerschauen. Grunge-Looks im Kurt Cobain-Style, Matrix-Mäntel, lässige Oversized-Anzüge, Beanies und Bomberjacken verleihen dem glatten Gentleman-Trend seine Ecken und Kanten. Wer sich nicht (direkt) an die Total-Looks der Designer traut, startet mit Accessoires und Microdosing. Wie? Das verraten wir hier. In unserem Styleguide erfahren Sie, wie Sie die aktuelle Männermode alltags- und Office-tauglich stylen.
1. Purple Rain
Lila stand in der Herrenmode bisher nicht besonders hoch im Kurs und die meisten Männer scheuen sich vor der vermeintlich femininen Farbe. Doch in Zeiten von Unisex-Kleidung, LGBTQ und Gendern ändert sich auch die Konnotation von Farben in der Mode. Wer offen an die Sache herangeht, kann sich jetzt über Lila-Laune-Looks in Hülle und Fülle freuen. JW Anderson verwandelte die zeitlose Motorrad-Lederjacke zu einem violetten Statement-Piece, während bei Kiko Kostadinov glänzende Nylon-Jogginganzüge für futuristische Vibes sorgten. Die Farbe steht für Stärke, Verwandlung, Macht, Königtum und Magie und dies machte sich auch der König der italienischen Männermode Giorgio Armani zunutze und zeigte in seiner Emporio Armani Meanswear-Kollektion Baggybants, Cardigans, Oversize-Jacken und Accessoires in royalem lila. Bei Etro liefen die Models in violett karierten Anzügen und psychedelischen Strickpullovern über den Catwalk und sorgten so für Augenflimmern bei den Gästen. Ganz so wild müssen Sie die Farbe nicht einsetzen, um den Trend aufzugreifen. Es reicht, Accessoires à la Armani einzusetzen und sich zum Beispiel ein violettes Seidentuch um den Hals zu hängen oder in einen Weekender aus pflaumenfarbenem Leder zu investieren. Oder Sie schlagen gleich zwei Trend-Fliegen mit einer Klappe und halten sich die Ohren mit einem lila Beanie warm bis es wieder Zeit für Sommerhüte ist. Die Mützen sind auch im Frühjahr noch ein modisches Muss für Männer und sehen sogar zum Anzug oddly cool aus.
2. Come as you are: Grunge is back!
Zum ersten Mal tauchte der Begriff „Grunge“ Ende der 1980er Jahre auf: Mit diesem Fantasiebegriff beschrieb der Gründer des Plattenlabels Pub Pop aus Seattle, Jonathan Poneman den Stil, den er bei den damals noch unbekannten Musikstars und Bands wie Nirvana, Mudhoney und Soundgarden entdeckte. Damals spielten diese noch in den Garagen bei sich oder Freunden zu Hause. Der Ausdruck „Grunge“ umfasste allerdings mehr, als nur die Musikrichtung. Er stand auch für den Modestil der Jungs: löchrige Jeans, ungewaschene Haare, fleckige Shirts – grungy eben, oder zu Deutsch schmuddelig. In den 90er Jahren wurde der Look aus Flanellhemden, Strickjacken, zerrissenen Jeans und langen Haare zum Mega-Trend und ist seitdem regelmäßig zurück. So auch diese Saison! Bei Egon Lab gab es speckige Destroyed Jeans und Kurt Cobain-ähnliche Karos zu sehen, Gucci setzte auf XL-Karos in Kombination zum grauen Sweater und Beanie und bei Givenchy trugen die Models mehrere Lagen an Karos, gepaart mit Hoodie und Cargo-Pants, mit ausgefransten Nähten. Dries Van Noten zeigte grungige Spinnweben-Pullover in Schwarz. In der Arbeit sollten Sie sich im grungy Total-Look besser nicht sehen lassen, es sei denn, Sie wollen Ihren Chef sowieso nie wieder sehen. Ganz dezent können Sie Grunge-Elemente, wie zum Beispiel karierten Socken, aber auch im Büro tragen. Wir empfehlen allerdings, sich an Cobain Coolness lieber in der Freizeit zu versuchen. Mit Used Denim, offenem Holzfällerhemd und Drei-Tage-Bart sehen Sie mit Sicherheit richtig schön schmuddelig aus.
3. Locker & lässig: die neuen Oversize-Suits
Es vergeht keine Saison, ohne dass ein paar Models im Anzug über die Runways dieser Welt laufen. Doch diese Saison feiert der Herrenanzug ein Comeback wie schon lange nicht mehr – und das in allerlei Farben und Formen. Worauf sich die großen Designer allerdings einig zu sein scheinen, ist die voluminöse, lockere Silhouette mit ultra-weiten Hosen, wie sie Saint Laurent, Armani und Gucci präsentierten. Die lässige Form wird mit kastigen Jacken, mit teilweise hängenden Schulterpartien oder Stola-artigen Krägen noch verstärkt. Komfort ist seit der Pandemie eines der wichtigsten Kriterien in der Mode und dies zeigt sich nicht nur in den vielen Athleisure-Kollektionen, sondern auch bei den neuen Anzug-Varianten und Office-Looks. Bei Kenzo ging Designer Nigo in die Vollen und zeigte Hosen, die in Weite und Schnitt mehr an Röcke als an Hosen erinnerten. Bei Louis Vuitton ging es dagegen etwas dezenter zu und Menswear Designer Colm Dillane schickte seine Models in Anzügen in fließenden Formen in der Trendfarbe Lila und in Fliedertönen über den Catwalk. Wer jetzt denkt, er müsse im fliederfarbenen Oversize-Suit ins nächste Meeting gehen, um den Chef modisch zu beeindrucken, darf wieder durchatmen. Es reicht sich eine weite (aber gut!) geschnittene Anzugjacke über die Schultern zu werfen oder beim Schneider eine locker sitzende Stoffhose in Auftrag zu geben, um sich als Kenner auszuweisen. Denken Sie daran, dass „locker“ nicht gleichbedeutend mit „schlechtsitzend“ sein sollte. Die Arme und Beine müssen die richtige Länge haben (das heißt bis kurz über das Handgelenk und den Knöchel) und die Jacke sollte gut auf den Schultern sitzen. Wenn Ihr Job es erlaubt, tragen Sie Ihren neuen XL-Anzug ruhig mit einem Paar der nach wie vor angesagten High-Top-Sneakern.
4. Ein Accessoire für alle: Beanies!
Aufgepasst! Hier kommt ein Trend, den alle mitmachen können – und zwar tutto completo, wie es bei Gucci heißen würde: das Beanie. Die Italiener zeigten die Mütze in klassischer Woll-Version in Schwarz und Navyblue. Bei Fendi ging es etwas abstrakter zu und die gerippten Kopfbedeckungen erinnerten in ihrer Form stark an Helme. Bei Armani wurde das Beanie passend zum Aviator-Look zur Flieger-Mütze umgestaltet und mit Piloten-Sonnenbrille gekrönt. Den Trend nachzuahmen, fällt im Vergleich zum fliederfarbenen Baggy-Suit à la Louis Vuitton in die Kategorie durchaus machbar und ist ideal für alle Modefans, die es lieber langsam angehen lassen wollen. Unser Favorit: Ein schwarzes Kaschmir Beanie. Das passt wirklich zu allem und geht sogar zum Anzug durch.
5. Matrix-Mäntel
Wie gut Mann in einem langen Oversize-Mantel aussehen kann, wissen wir spätestens seit James Dean in einem schwarzen, wadenlangen Wollcoat durch den Regen am New Yorker Time Square lief und so für das Life Magazin 1955 abgebildet wurde. Seitdem gehört der weite Männermantel zu den Klassikern und ist auch aus der Filmwelt nicht mehr wegzudenken. Hollywood-Ikonen wie Humphrey Bogart und Steve McQueen sind ohne Trenchcoat kaum vorstellbar, Batman’s Bösewicht Bane hat in Maske und Lammfellmantel bleibenden Eindruck hinterlassen und Ryan Gosling wurde als Blade Runner im schwarzen Ledermantel zum modernen King of Cool. Diese Saison erinnern die langen Ledermäntel stark an die Version, in der sich Keanu Reeves alias Neo durch die Matrix-Filmreihe kämpfte. Im Mode-Jargon ausgedrückt: Die neuen Herrenmäntel vereinen die Eleganz der Maßschneiderei mit der Coolness der 80er-Jahre Silhouette und maskulinen Materialien. Schwer vorstellbar? Dann schauen Sie sich die Modelle von Saint Laurent, Ami, Dolce & Gabbana und Fendi an. Anthony Vaccarello schickte seine Models bei Saint Laurent in schlanken, fließenden Silhouetten über den Laufsteg. Scharfe Schultern und bodenlange, schwarze Latex- und Ledermäntel mit hohen Stehkrägen und schwarzen Hoodies darunter hätten selbst Morpheus vor Neid nett werden lassen. Bei Loewe, AMI und Dolce & Gabbana zeigt Mann zum Mantel Haut und trägt die langen Wollcoats mit freiem Oberkörper und nackten Beinen. Der halbnackte Lederlook könnte im Otto-Normal-Alltag zwar für Glitches in der Matrix sorgen, aber wenn Sie sich an unsere Stilregeln halten, können Sie den Manteltrend durchaus mitmachen. Lassen Sie Hemd und Hose einfach an und tragen Sie Ihr Wunschmodell zum casual Jeans-und-Rollkragen-Look. Halten Sie sich im Zweifelsfall einfach an die Regel: Je auffälliger der Mantel, desto dezenter sollte der Look darunter sein.
6. Oppenheimer lässt grüßen
Die Bomberjacke ist in der Männermode nichts Neues. Sie wurde 1917 vom US Army Aviation Clothing Board entwickelt, um die Piloten des Ersten Weltkriegs warmzuhalten. Auf dem Laufsteg ist sie noch nicht ganz so lange zu sehen, aber die voluminöse Fliegerjacke hat seit Jahren eine treue Fangemeinde und feiert diese Saison ein cooles Comeback. Der belgische Modedesigner Raf Simons entwickelte für die Kollektion von Prada minimalistische Oversized-Bomberjacken, Westen aus weißen Daunen und beige Kapuzen-Modelle mit Knopfleiste.
Bei Dolce & Gabbana ging es etwas dramatischer zu und das Designer-Duo zeigte Bomberjacken aus Leder mit ausladenden Ärmeln und eng anliegenden Taillen.
Hed Mayner surfte wie Simmons auf der XL-Welle und entschied sich auch für übergroße Modelle aus Nylon. Auch bei Rick Owens ging es in typischer Manier alles andere als dezent zu und der avantgardistischer Designer präsentierte Kreationen aus Daunen, mit und ohne Ärmel, tailliert oder zur dramatischen Oberkörper-Stola umfunktioniert. Wenn Sie nicht gerade für eine Modezeitschrift oder funky Agentur arbeiten, raten wir davon an dieser Stelle ab. Aber es lohnt sich dennoch in eine Bomberjacke zu investieren, die geht garantiert auch über das Frühjahr hinaus noch durch – Stichwort: zeitloser Klassiker der Moderne. Dazu sind si vielseitig und lassen sich zu einer Jeans mit Sneakern genauso gut kombinieren wie zur Anzughose und schicken Leder Brogues. Achten Sie beim formalen Outfit auf eine Bomberjacke in schlichtem Design. Die typischen Officefarben (grau, schwarz, dunkelblau) wirken seriös und wenn die Jacke bis zum Hosenbund reicht, Ärmel hat und keine Stola ist, sind Sie auf der Stil-sicheren Seite.