David LaChapelle: Der Fotograf, der die Kunstwelt auf den Kopf stellte
Wenn man über schillernde Persönlichkeiten in der Welt der Fotografie spricht, kommt man an David LaChapelle nicht vorbei. Der 1963 in Connecticut geborene Künstler ist bekannt für seine einzigartigen Inszenierungen, die irgendwo zwischen Realität, Fantasie und einem grellen Traum angesiedelt sind.
Schon früh zog es LaChapelle in die pulsierende Kunstszene New Yorks, wo niemand Geringerer als Andy Warhol ihm seine erste Chance bot: ein Shooting für das legendäre Interview-Magazin. Dies sollte der Startschuss für eine Karriere sein, die die Grenzen zwischen Fotografie, Kunst und Popkultur neu definierte.
LaChapelle ist ein Meister darin, religiöse Motive, apokalyptische Szenen, Promikultur und eine Prise Tabubruch miteinander zu verschmelzen. Seine Werke sind nicht einfach nur Fotografien, sondern extravagante Collagen, die Geschichten erzählen und die Zuschauer in ihren Bann ziehen. Von Madonna bis Michael Jackson – LaChapelle hat in den vergangenen Jahrzehnten fast jeden Star abgelichtet, der Rang und Namen hat und harre. Doch er ist weit mehr als nur ein Fotograf der Berühmtheiten. Seine Werke sind eine tiefgehende Reflexion über Konsum, Spiritualität und die Absurditäten der modernen Welt.
David LaChapelle: Ein Kaleidoskop der Kunst und Popkultur
Nun findet ein großes Werk und Langzeitprojekt seine Vollendung, die auf fünf Bände angelegte David LaChapelle-Anthologie ist abgeschlossen. Nach „LaChapelle Land“ (1996), „Hotel LaChapelle“ (1999) und „Heaven to Hell“ (2006) bilden jetzt „Good News“ und „Lost & Found” die finalen Bände, die „LaChapelles trippigen Kosmos aus Religion, Apokalypse, Porno und Pop um neue Phantasmen“ erweitern. Das zumindest behauptet der Taschen Verlag, bei dem alle fünf Bände erschienen sind. Und so unrecht hat der Verlag nicht.
Knallige Farben, provokante Motive
Diese beiden Bände sind fraglos ein Highlight für Liebhaber der modernen Kunstfotografie, ein Feuerwerk aus knalligen Farben, provokanten Motiven und dem unverwechselbaren Stil LaChapelles. Von nackten Engeln aus dem New York der 1980er Jahre bis hin zu Bildern aus seiner Zeit in Hawaii, wo er sich ein eigenes Paradies geschaffen hat – die beiden Werke decken das gesamte Spektrum seines künstlerischen Schaffens ab.
LaChapelles „Lost & Found“ und „Good News”
In Lost & Found fängt LaChapelle das urbane Chaos und die unaufhaltsame Flut der Popkultur ein, während Good News sich mehr dem Sakralen zuwendet. Hier transformiert er alltägliche Szenen und Berühmtheiten in eine Art zeitgenössischen „Garten Eden“, in dem Spiritualität und Popkultur Hand in Hand gehen. Werke aus den Serien „Earth Laughs In Flowers“ und „Awakened“ illustrieren die Vielfalt seiner Kunst, von üppigen Blumenarrangements bis hin zu Szenen, die an biblische Erweckung erinnern.
Ein Leben im Rampenlicht und darüber hinaus
David LaChapelle ist ein Künstler, der sich nie damit begnügt hat, nur für Hochglanzmagazine zu arbeiten. Er hat seine Kunst in renommierte Museen und Galerien rund um den Globus gebracht, darunter die Barbican Art Gallery in London und das Museum of Modern Art in New York. Seine Fotografien zieren die Seiten von Vogue, Vanity Fair und Rolling Stone, doch sie erzählen immer eine Geschichte, die über bloße Mode hinausgeht. Sie sind ein Statement – ein Spiegel der Gesellschaft, der ihre Exzesse, Sehnsüchte und spirituellen Abgründe zeigt.
Der Weg zur künstlerischen Vollendung war für LaChapelle nicht immer einfach. Nach Jahren des schnellen Lebens und Ruhms zog er sich eine Zeit lang auf die Insel Hawaii zurück, um dort abseits der Medien und des Trubels Ruhe zu finden. Hier schöpfte er neue kreative Energie und fand Inspiration in der Natur, die in seinen späteren Werken häufig eine zentrale Rolle spielt. So entstand eine Mischung aus paradiesischen Szenen und surrealen Elementen, die eine spirituelle Dimension in seine Arbeit einfließen ließ.
In einer Rezension bezeichnete die Miami New Times LaChapelles Werke als „eine spannende Sammlung von knalligen, expliziten und hyperrealen Collagen aus bildender Kunst und Popkultur“. Und es stimmt: Seine Arbeiten lassen sich nicht in eine Schublade stecken, sie sind Kunstwerke, die sich zwischen den Welten bewegen – immer provokant, immer eindrucksvoll.
Good News von David LaChapelle; Taschen Verlag; 284 Seiten, 40 Euro
Lost & Found von David LaChapelle; Taschen Verlag; 286 Seiten, 40 Euro