MINT JULEP: Der vielleicht älteste Drink der Welt
Der „Mint Julep“, der klassisch nur aus Bourbon Whiskey, frischer Minze und Zucker besteht, ist ein Old-School-Drink und wird heutzutage leider nur selten geordert oder verkauft – auf einer Cocktail-Karte ist er wahrscheinlich nirgends zu finden. Auch privat wird sich wohl kaum jemand einen „Mint Julep“ mixen. Das ist schade, denn der Drink ist fantastisch. Ich würde sogar sagen, dass es einer der besten Drinks überhaupt ist. Aber: Er ist sehr stark. Man benötigt dringend frische Minze (nicht zu kräftig, aber sehr aromatisch), zwingend einen Silberbecher zum Anrichten und Servieren. Und die perfekte Zubereitung erfordert Zeit!
GESCHICHTE
Wann der Drink kreiert wurde, ist nicht mehr nachvollziehbar, ebenso wenig, wer ihn erfunden hat. Es gibt angeblich Aufzeichnungen aus dem 16.Jahrhundert, die eine ähnliche Rezeptur mit den Bestandteilen Aquæ rosarum, Sacchari clarificati und Fiat cum diligētia secundum artem liefern. Frei übersetzt: Wasserrosen (daher der spätere Name Julep von „Gul-Ab“, was aus dem Persischen stammt und Rosenwasser bedeutet) klarer Zucker; lass es sorgfältig entstehen, nach den Regeln der Kunst.
Zwei Jahrhunderte später ist der Drink ein US-Südstaaten-Klassiker. Auf der Basis von Minze (statt Rose) und Bourbon. Rhett Butler (also eigentlich Clark Gable) hielt einen Mint Julep in der Hand, als er Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“ anspricht. Mit diesem Drink befindert man sich also un bester Gesellschaft. Beim Kentucky Derby in Louisville werden seit 1875 jährlich mehrere Tausend Mint Juleps ausgeschenkt!
REZEPTUR
8-10cl (!) Bourbon Whiskey (ich nehme gerne Woodford Reserve)
etwa 10-12 Blätter frische, grüne Minze (Hierba Buena)
1-2cl Zuckersirup
WICHTIG
Bitte nur grüne Minze verwenden, niemals rote! Diese wäre viel zu kräftig. Der Drink ist dann nicht genießbar! Das gleiche passiert, wenn man die Minze im Servierglas lässt. Dann wird der Drink zu bitter! Ich darf einen amerikanischen Mix-Bericht aus dem Jahre 1936 zitieren? „My grandfather always insisted, that a man who would let the crushed leaves and the mangled stemlets steep in the finished concoction would put scorpions in a baby’s bed.” Die deutsche Kurzfassung „Wer die Minze im Becher zerdrückt und dort lässt, der legt auch Skorpione in Kinderbetten.” Deswegen: Die Minze separat im Bourbon ziehen lassen. Bestenfalls mit einem „Muddler“ leicht andrücken. Das funktioniert natürlich hervorragend, wenn Sie gleich mehrere Bund Minze in mehreren Liter Whiskey einlegen und „mazerieren“. Hier bitte immer abschmecken. Das dauert etwa 30 Minuten oder länger.
Dann das „Minze-Bourbon-Mazerat“ passieren und in Flaschen füllen. 8-10cl in einen Silberbecher füllen, leicht mit Zuckersirup süßen (Minze benötigt genauso Zucker wie Eis, also Schmelzwasser) und mit Crushed Ice auffüllen. Trinkhalm dazu. Minzezweig zwischen den Handflächen „anklatschen“ und dazugeben. Mit etwas Puderzucker bestäuben!
Der Silberbecher dient hier auf perfekte Art als Leit-Edelmetall und transportiert die Kälte langanhaltend in den Drink. Mint Julep Cups (Silberbecher) können sie überall im professionellen Barhandel beziehen. Meistens nur versilbert. Aber auch Bourbon-Produzenten bieten billigere Versionen von Mint-Julep-Cups an.