Der Range Rover Sport SV: Gemacht, um die Welt zu retten

Wenn es um Understatement geht, kann man nach wie vor viel von den Briten lernen. Das gilt auch für die Autos. Der Name Range Rover Sport SV klingt zunächst einmal ziemlich unspektakulär. Das Kürzel SV könnte auch auf jedem x-beliebigen fernöstlichen Vehikel prangen. Entschlüsselt man die Nomenklatur, wird die Bedeutung von SV schon spannender. Denn das Buchstaben-Duo steht für „Special Vehicle Operations“. Das klingt dann gleich nach James Bond und dem britischen Geheimdienst MI6. In der Tat ist der Range Rover Sport SV ein Vehikel mit dem Agent 007 durchaus die Welt retten könnte.
Der Range Rover Sport SV

Range Rover Sport SV: 635 PS, aber bei 290 km/h ist Schluss

Mit seinen 467 kW / 635 PS kann der Range Rover Sport SV locker mit den Schurkenkarren der Schergen des Bösewichts mithalten, damit James Bond einmal mehr die Welt retten kann. Bi-Turbo 635 PS? Da werden Kenner hellhörig. Richtig. Der Achtender stammt von BMW und verrichtet mit der identischen Leistung im BMW M5 CS seinen Dienst. Nicht die schlechteste Referenz. Zumal die bayerisch-britische Kraftquelle um 44 kW / 60 PS mehr auf die Räder wuchtet als der V8-Kompressor des Vorgängers. Dazu kommt ein maximales Drehmoment von 800 Newtonmetern. Veritable Werte und aller Dynamik wert. So ist der Standardsprint von null auf 100 km/h in nur 3,8 Sekunden erledigt und erst bei 290 km/h ist Schluss. Damit ist man alles andere als untermotorisiert.

Herkunft verpflichtet: Kraft muss auch komfortabel sein

Doch die reine PS-Protzerei liegt den Engländern bei allen Agilitätsambitionen fern. Ein Range Rover Sport hin, SV her, soll nicht nur verflixt schnell, sondern auf Wunsch auch komfortabel sein und auch im Gelände seinen Mann stehen. So will es die Tradition, so verlangt es die bessere Gesellschaft, die sich hinter das Steuer des Edel-Briten schwingt. Um diesen anspruchsvollen Zielkonflikt zu realisieren, haben die Ingenieure fast jede Komponente unter die Lupe genommen. Die ungefederten Massen sind dabei eine Schlüsselkomponente. Also rollt der Range Rover Sport SV auf mächtigen 23 Zoll Felgen aus Carbon und mit Carbon-Keramik-Bremsen daher und bringt somit schon mal rund 60 Kilogramm weniger auf die Waage als die Standard-Version. Für alle, die es ganz genau nehmen: Die Felgen tragen 35,6 kg zur Diät bei und die Bremsen 25 kg.

 

Ähnliches Hydraulik-Konzept wie bei der Mercedes G-Klasse

Das „6D Dynamics“-Fahrwerk mit Zweikammer-Luftfedern ersetzt die „alte“ Wankstabilsierung und spart zusätzlich fünf Kilogramm. Noch wichtiger ist, dass alle vier Dämpfer mit 25 Metern an Röhren verbunden sind, durch die zielgerichtet Hydrauliköl fließt, um Wank-, Nick- und Rollbewegungen fast vollständig zu unterdrücken. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch die Mercedes G-Klasse, die ebenfalls in diesem Jahr zum Händler rollt. Um der Agilitäts-Chronistenpflicht zu erfüllen, seien noch der neue Hinterachsträger, optimierte Achskomponenten wie steifere Lager und die Hinterachslenkung, die die Räder bis 7,3 Grad einschlägt, erwähnt. Dazu passt die direktere Übersetzung der Lenkung von 13,6:1 (bisher 17,5:1).

Der Achtzylinder schiebt die knapp 2,5 Tonnen souverän an

Damit ist das Dynamik-Menü angerichtet. Bleibt nur noch die Frage, ob es denn auch mundet. Auf Landstraßen und Autobahnen schlägt sich der Range Rover Sport SV ziemlich gut. Der Achtzylinder schiebt das 2.485 Kilogramm schwere Gefährt ziemlich souverän an, klingt wohltönend und im Dynamic-Fahrmodus bei offenen Auspuffklappen etwas basslastiger, ohne nervig zu sein. Überholmanöver gehen locker von der Hand. Wobei der Aufbau im Dynamic-Programm mehr angebunden ist als bei der Comfort-Einstellung, bei der die Karosserie bei Unebenheiten nervöser nachwippt. Grundsätzlich fliegt die Fahrgastzelle beim Range Rover Sport SV um zehn Millimeter tiefer über den Asphalt, als das bei den Standard-Varianten des Briten SUVs der Fall ist.

Bemerkenswert ist, wie kommod der Range Rover Sport SV trotz der 23 Zoll Pneus unterwegs ist. Das zeigt, dass das Federungskonzept aufgeht. Außen vor ist der SV-Mode, bei dem das Fahrwerk der Dynamik alles unterordnet, die Karosserie weiter 15 Millimeter nach unten schiebt und dementsprechend straff ist. Die Lenkung agiert aus der Mittellage nicht so nervös wie beim BMW X6 M, zeigt aber nicht die verbindlich-präzise Mitteilungsfreude, wie das beim Porsche Cayenne der Fall ist. Bei allem Agilitätsansinnen kann der Range Rover Sport SV sein Gewicht in schnellen Kurven nicht verhehlen und ist mehr Gentleman-Sportler als ein Bestzeitenjäger. Dass man mit dem Power-Crossover ziemlich flott unterwegs ist, steht dabei außer Frage.

Von Musikern empfohlen: Das Soundsystem im Range Rover Sport SV

Die Sitze passen nur bedingt ins Bild, da sie den Seitenhalt vermissen lassen und man etwas zu hoch thront, anstelle mehr in das Gesamtsystem Auto eingebunden zu sein. Eine interessante Neuerung sind die neuen „Body and Soul“-Vordersitze, die ein Teil des Klangerlebnisses sind. Die Technologie dahinter geht auf die kanadische Firma Supac zurück, die Westen entworfen haben, die mit Energiewellen gewisse Frequenzen beziehungsweise Töne übertragen. Diese Technik nutzen Musiker, um ein Stück besser „erfühlen“ zu können. Das System ist weit mehr als ein vibrierender Subwoofer. Man muss sich bei seiner Playlist darauf einlassen und nach einiger Zeit findet die Wahrnehmung Unterbewusstsein statt.

Die erste Edition ist limitiert, kostet 238.985 Euro – und ist schon ausverkauft

Apropos Wahrnehmung. Im Range Rover Sport SV geht es gewohnt edel zu. Das Leder ist fein und die Verarbeitung gut ausgesucht. Von der ersten Edition des Range Rover Sport SV werden nur 2.000 Stück gebaut, die jeweils 238.985 Euro kosten. Die sind schon komplett vergriffen, inklusive der 100 Einheiten, die nach Deutschland geliefert werden. Natürlich wird es ein mit dem Range Rover SV weitergehen. Die Wagen sind dann in der Basisausstattung Silber oder Schwarz und kosten 219.285 Euro. Darin enthalten sind unter anderem die Carbon-Keramik-Bremsen und die 23-Zoll-Carbon-Felgen.